Bauschreiber Simon Waltersdorfer

Bauschreiber Simon Waltersdorfer

Die Liste der nach Veröffentlichung meiner Familiengeschichte auftauchenden bürgerlichen Waltersdorfer wird immer länger:

In der Zeitschrift des „Historischen Vereines für die Steiermark“ 112/2021 auf Seite 127 berichtet Leopold Toifl über „Unbekanntes und Kurioses aus dem Umfeld des Grazer Landeszeughauses“. Dabei geht es um die unrühmliche Entlassung des Zeugwarts Karl Rhedarius (Wagner) im Jahr 1599. Um Klarheit in den Streitfall zu bringen, wurden zur weiteren Untersuchung des Falles der Obersekretär Adam von Gabelkhoven (1569-1640), der Buchhalter Wolf Strobl, der Rentmeister Hans Schweighofer und der Bauschreiber Simon Waltersdorfer (+ 1611) mit der weiteren Untersuchung des Falles betraut.

Ein herzliches Danke für die Entdeckung dieses Beitrags an Franz Waltersdorfer!

Diese ist insofern interessant, als damit der Bogen der bereits im 16. Jahrhundert an unterschiedlichsten Orten auftretenden bürgerlichen Waltersdorfer noch weiter und erstmals auch in die Steiermark gespannt wird. Mindestens ein bis zwei Generationen vor dem Einsetzen meiner Familiengeschichte mit den durchwegs aus bäuerlichem Milieu stammenden Waltersdorfern aus dem steirischen Vulkanland gibt es also bereits in Graz einen offensichtlich angesehenen Vertreter dieses Familiennamens.

Ein Bauschreiber war in früheren Jahrhunderten in Deutschland eine wichtige Persönlichkeit bei Baumaßnahmen der öffentlichen Hand. Er konnte mit verschiedenen beruflichen Vorbildungen in diese Beamtenfunktion aufgenommen werden, musste aber zumindest ein einjähriges Baupraktikum absolvieren. Den Bauschreibern oblag die Bauaufsicht vor Ort ebenso wie die vollständige und genaue Dokumentation der Arbeiten. …


Der Begriff ist noch immer, wenn auch in Deutschland nur noch selten, in Gebrauch und beinhaltet die Haupt-Aufgabenbereiche Materialbewirtschaftung, administrative Arbeiten wie Korrespondenz, Rapportwesen, Bauprogramme, Entlastung von technischem Personal.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bauschreiber

Nach anderen Quellen ist ein Bauschreiber ein Rechnungsführer bei Bauten. Doch ging es wohl nicht nur um Buchhaltung und „Büroarbeiten“, sondern um eine umfassende Bauaufsicht. Ein Tiroler Landreim aus dem Jahr 1558 beschreibt es recht plastisch:

der pawschreyber ist auch im spil, der handt- und tagwercker sein vil. die thuet er fleyssig beschreiben all, dz im kainr auß dem registr fall, und sy zu rechter zeit aufsteen, ordenlich von und zur arbait geen

Georg Rösch von Geroldshausen, Tiroler Landreim und Wunschspruch von allerlei Welthändeln, Werkleuten und Gewerben (https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?index=lemmata&term=bauschreiber und https://drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige?db=qv&term=roesch+v.+geroldsh.,landreim&index=siglen )

Jeder Versuch, diesen Simon Waltersdorfer in die Geschichte meiner Familie einzureihen, wäre natürlich ein reines Spiel der Phantasie. Zumindest aber sehe ich keinen Widerspruch. Er ergänzt vielmehr die Palette der überaus vielseitigen und tüchtigen Vertreter dieses Familiennamens um eine weitere Persönlichkeit.

Wenn ich bei meiner These bleibe, dass spätestens mit dem Wehrbauern Hanns Waltenstorfer aus dem Dienst des Salzburger Erzbischofs (1421) die Familie in die Steiermark gekommen ist, bleibt noch genügend Zeit bis zu meinem Vorfahren Urban (ca. 1600), sich vielfältig in der Gegend zu verbreiten und einen in Baufragen erfahrenen und des Schreibens, Rechnens kundigen und des Personalmanagements fähigen Bauschreiber hervorzubringen.


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